Die Auswertung baut sich langsam auf dem Bildschirm auf. Ich kann nicht leugnen: Ich bin aufgeregt. Will mich nicht vom Test missverstanden fühlen. Und überhaupt, was wenn…? Die Frage noch nicht zu Ende gedacht, sehe ich 5-4-7-4 und vier farbige Balken vor meinen Augen.
Nach dem Kick-Off der Gründerinnen-Initiative stand als nächstes ein Persönlichkeitstest auf dem Plan. Ich hab mich gefragt: Wie fasst man vier Stunden Workshop in vier Minuten Lesetext zusammen? So, dass es gleichzeitig nachvollziehen und ein bisschen interessant ist? Ich hab’s versucht in 5 + 1 Fragen und Antworten. Sagt mir gern, ob’s einigermaßen geklappt hat.
1. Warum am Anfang der Gründerinnen-Initiative ein Persönlichkeits-test?
Raum finden. Platz suchen. Vorstellen. Los geht’s. Ohne besonders große Umschweife startete die Dozentin in das Thema. I like.
Bevor es überhaupt an die konkrete Ausgestaltung der Ideen ginge, bevor wir über Finanzen, Marketing oder sonst was reden würden: erstmal ein Persönlichkeitstest für Gründerinnen. Wieso?
Wir alle müssen mit unserer Energie haushalten. Wer gründen möchte noch mal mehr.
Es sei wichtig zu wissen:
- Wie arbeite ich?
- Wie „hacke“ ich mir meinen optimalen Arbeitsfluss zusammen?
- Wie teile ich mir meine Energie gut ein?
- Warum fallen mir manche Sachen so schwer?
- Was gebe ich möglicherweise ab?
- Wäre es sinnvoll, mir noch jemanden zur Gründung dazu zu holen?
Kann ich verstehen. Und bin gespannt. Wie kann mir ein Persönlichkeitstest dabei konkret helfen?
2. Welchen Grundgedanken verfolgt der Test?
Wir machen den Kolbe-Test. Noch nie gehört. Egal. Laptop an. Webseite auf. Profil erstellen. 36 Antworten auf 36 Fragen finden. Manchmal gar nicht so leicht.
Der Kolbe-Test ist das Instrument der Wahl. Dieser stellt nicht die kognitive Ebene (das Denken) oder die affektive Ebene (das Fühlen) in den Mittelpunkt, sondern die konative Ebene (das Machen).
Konativ? Konation? Schon mal gehört?
Um ehrlich zu sein: Ich kann mich nicht erinnern, dass mir dieser Begriff zuvor schon einmal bewusst über den Weg gelaufen ist. Vielleicht geht es euch auch so?
Die Konation:
- ist der [An]trieb, das Streben, die Intention, etwas [Bestimmtes] zu tun
- könnte als die „innere Natur im Hinblick auf Produktivität“ beschrieben werden
Mit dem Kolbe-Test wird ein Auge darauf geworfen: Wie tust du die Dinge im Alltag? Wie gehst du sie an?
3. Wie wird der Kolbe-Test ausgewertet?
In der Auswertung wird die persönliche Ausprägung im Hinblick auf vier Herangehensweisen dargestellt.
- Factfinder, das heißt, die Art, wie wir Informationen sammeln und teilen.
- Follow through, die Art, wie wir die Dinge organisieren.
- Quickstart, wie wir mit Risiko und Unsicherheit umgehen.
- Implementation, wie wir uns mitteilen und Dinge umsetzen.
Am Beispiel wird es viel konkreter. Deswegen lasst uns einen Blick auf meine Ergebnisse werfen.

4. Was sind meine Ergebnisse?
Die Auswertung baut sich langsam auf dem Bildschirm auf. Ich kann nicht leugnen: Ich bin aufgeregt. Will mich nicht vom Test missverstanden fühlen. Und überhaupt, was wenn…? Die Frage noch nicht zu Ende gedacht sehe ich 5-4-7-4 und vier farbe Balken vor meinen Augen.
Bevor wir über die Auswertung sprechen, sagt die Dozentin:
“Wir können alle alles. Die Frage ist nur, wie viel Energie es uns kostet.”
(Habt das gern im Hinterkopf, wenn ihr das Folgende lest. Es ist natürlich verkürzt und zum Teil vielleicht auch überspitzt darstellt. Wir Teilnehmerinnen waren aber überrascht, wie gut wir uns identifizieren konnten).
Fact Finder – wie wir Informationen sammeln und teilen
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Menschen mit einem hohen Wert im Fact Finder brauchen oder möchten am liebsten mit vielen Informationen starten. Sie schreiben und lesen viel. Von ihnen kannst du so viele Details wie möglich bekommen. Wenn sie ein Problem vorgelegt bekommen, beginnen sie erstmal mit einer ausführlichen Recherche.
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Menschen mit einem niedrigen Wert im Fact Finder brauche keine Details. Sie können gut abstrahieren, vereinfachen, einen Überblick geben.
Ich habe im Fact Finder einen Wert von 5. Damit liege ich in der Mitte. Heißt: Ich habe (laut Test) beide Qualitäten in mir, kann gut erklären und Wesentliches zusammenfassen. Fühlt sich stimmig an für mich.
Follow through – wie wir Dinge organisieren
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Menschen mit einem hohen Wert im Follow trough (“Durchzieher”) haben richtig gute Pläne, ToDo-Listen und sind sehr gut organisiert. Sie lieben es, Dinge “abzuarbeiten”. Wenn sie ein Problem zu lösen haben, steht an erster Stelle ein durchdachter Plan.
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Menschen mit einem niedrigen Wert im Follow through agieren weniger durchorganisiert. Die Stärke darin: Sie finden schnell “Abkürzungen” und können damit auch sehr zeiteffizient sein.
Ich habe im einen Wert von 4. Trage also wieder beides in mir, mit der Tendenz zu weniger Follow Trough.
Tatsächlich erkenne ich mich darin auch echt wieder. Ich mache schon auch Pläne, aber hin und wieder schweife ich davon ab, lasse sie liegen oder schaue erst nach dem Machen wieder drauf.
Quickstart – wie wir mit Risiko und Unsicherheit umgehen
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Menschen mit einem hohen Wert im Quickstart können gut mit Unsicherheit umgehen. Sie haben ein Bedürfnis für Neues. Lösen Probleme gern durch experimentieren und ausprobieren. Können gut unter Druck arbeiten und stehen gern auf Bühnen – oder haben zumindest kein Problem damit. Sie Blicken in die Zukunft und die Wirkung ihrer Arbeit ist ihnen wichtig.
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Menschen mit einem niedrigeren Wert im Quickstart haben weniger Energie für den Umgang mit Unsicherheiten. Auch ihr Bedürfnis nach Neuem ist weniger ausgeprägt. Die Dinge dürfen, wenn sie funktionieren, gerne so bleiben wie sie sind.
Mein Wert in der Säule Quickstart ist bei 7. Und ja, ich erkenne mich sehr in der Beschreibung wieder!
Implementor – wie wir uns mitteilen und Dinge umsetzen.
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Menschen mit einem hohen Wert im Implementor bauen gerne Sachen. Sie mögen es, etwas mit ihren Händen zu machen. Physische Dinge zu erschaffen und anfassbar zu gestalten. Außerdem: Je häher der Wert im Implementor, desto höher der Anspruch an Qualität.
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Menschen mit einem niedrigeren Wert im Implementor reicht die Vorstellung.
Eine 4 im Implementor. Und wieder habe ich das Gefühl: das passt! Ich hab beides in mir. Stelle mir Sachen gerne vor, brauche aber auch eine gewisse Visualisierung – ein paar Sympbole und schnelle Notizen auf Post-its reichen dafür aber vollkommen.
5. Was bedeutet das für die Gründung?
„Dir würde ich so nicht empfehlen zu gründen, du würdest daran kaputt gehen.“, sagt die Dozentin und ich bin froh, dass dieser Satz nicht an mich gerichtet ist.
Eine der Anwesenden hat ein 2 im Quickstart und damit wenig Energie für Unsicherheit. Ihr empfiehlt die Dozentin nicht alleine zu gründen, lieber eine vertrauete Person zu finden, die das mit ihr gemeinsam macht. Das Gute: Die Teilnehmerin hatte das tatsächlich so auch im Kopf.
Mein Profil sei für eine Gründung super. Recht hoher Quickstart und die anderen Facetten reicht gleichmäßig ausgesprägt. Oh yes!
+1 Drei Dinge, die ich außerdem richtig spannend fand
- Personen, die in allen vier Bereichen mittlere Werte haben, werde auch als “facilitator” (Moderator) oder “Klebeperson” bezeichnet. Sie tragen jeweils beide Ausprägungen in sich und können damit gut empathisch nachvollziehen, wie andere die Dinge machen. Kennt ihr so jemanden, der das Team irgendwie “zusammenhält”? Ich ja!
- Menschen, die sowohl im Fact Finder als auch im Follow Trough hohe Werte haben, machen gerne Steuererklärung. Voll verrückt: Es gab wirklich Paradebeispiele dafür in dieser Runde. Wie kann man ernsthaft gerne Steuererklärung machen. Fand ich sehr spannend!
- Es gibt ein Team von zwei Frauen, die zusammen gründen möchten. Ihre Werte waren extrem ähnlich. Wohl nicht ungewöhnlich, da wir häufig gern mit Menschen zusammenabeiten, die beim “Machen” so ähnlich ticken wie wir.
So allein vom Lesen, was denkst du, wie dein Kolbe-Index aussehen könnte?